Brief vom 14. November 1838

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 14. November 1838
Umfang: 1 Br. 2 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 25
Signatur: NPCH.LPAC38.031

Beschreibung

Herzbeschwerden Adelheids, physische Einwirkungen stimmen sie so entsetzlich herab, trinkt keinen Wein Curpfalz mehr, nun wird ja meine Schnucke bald kommen, die letzten Blättchen sind ja von den Bäumen herabgeweht, kahl und traurig ist die sonst so freundliche Gegend. Die Tage kurz, kalt und neblig, die Wege schlecht, arme Schnucke so verschlingen sich schon seit Jahren die Fäden des Schicksal, daß du nie früher Muskau mit Carolath zu vertauschen vermagst, und wenn nachher auch unsere Liebe dich immer gleich war und innig dich umfängt, und die deinige sich damit begnügt, so bleibt es doch immer traurig, daß du mit so großen Opfern die in jetziger Jahreszeit mühseelige Reise erkaufen mußt, und wir dir auch gar keine von denjenigen Annehmlichkeiten darbieten können welche unsere so liebliche Umgebung im Frühling Sommer und Frühherbst so reichlich darbietet! - Sehr hat mich mein gutes Mutterle mein Sündenregister amüsiert, und kann ich nicht umhin eine Vertheidigung hier einzuschalten, tant bien que mal! Was Mundt betrifft - da ist mir freilich der Mund durch Einsicht meines großen Vergehens gestopft, da kann ich nichts sagen: als bitte um Schonung! Jaquemont erfolgt mit Mundt anbei, vieles habe ich davon gelesen, nicht alles, der Druck ist sehr fein, und er wiederholt sich sehr oft da Confin errant soll nun einige dieser Sünden abbüßen, er sind 127, 128 Stiche darin ich habe sie gezählt und sehr fleißig daran [geprümelt], obwohl ich gestehen muß, daß wenn ich die bewusste Angst habe, ich weder arbeiten schreiben lesen - beten - mag Gott verzeihe es mir!, unbezahlte Rechnungen muss sie auf Muschwitz schieben, hatte in der Jagdzeit viele Gäste, Für den Brief des Grafen Königsmark an Herrn von Werthern danke ich dir unterthänigst liebes Mutterle und hoffe daß du einstweilen einen vom Fürsten wirst erhalten haben und er wohlbehalten in Constantinopel wird angelangt sein, von wo wir durch Herrn von Finke ebenfalls Briefe ganz neuerlich hatten, wo der Fürst täglich dort erwartet wurde, aber noch keine bestimmten Nachrichten als die vom Königsmarkschen schienen mir darüber dort gewesen zu sein; wie innig will ich dir Glück wünschen wenn die Zeit jener traurigen Trennnung wird vorüber sein, und du dann nur das Gute und Angenehme davon in der Nähe deines Freundes und seiner so interessanten Mittheilungen wirst davon genießen was wir dann mit dir zu theilen hoffen!