Brief vom 20. September 1838

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Heinrichslust
Datum: 20. September 1838
Umfang: 1 Br. 2 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 25
Signatur: NPCH.LPAC38.027

Beschreibung

Mein liebes gutes Mutterle! Nimm zu allererst meinen herzlichsten Glückwunsch entgegen: daß du gute Nachrichten vom Fürsten hast! Ich theilte deine Angst, mit jener innigen Empfindung, welche nur wahre Liebe und Freundschaft zu geben vermag, und ebenso theile ich nun deine Beruhigung, und Freude, die mein Herz auch in Bezug auf dein Empfinden erleichtert, denn nur zu aufreibend wirkte diese stete Sorge auf dich, und machte mich umso betrübter da ich die Unmöglichkeit einfach mit Trostgründen dir wirksam und beschwichtigend jene doch zum Leben so durchaus nöthige Seelenruhe zu verschaffen, welche man in der That weder erkaufen noch entbehren kann! Nicht alle Gemüther sind wie die unsrigen beschaffen, welche die Liebe eben durch jene, so eng mit ihr verwebte treue Besorgnis und die aus ihr hervorgehende Ängstlichkeit, nur zu sehr in Qual verwandelt, ich kann dich ganz verstehen liebste Mutter, was du leiden magst, bei dieser jahrelangen Trennung, der unerreichbaren Ferne, der Gefahren, welche Pückler ausgesetzt ist und der langen Zeitraum, der ohne die geringste Kunde von ihm, den du nun einmal so überaus liebst, vergeht - ich fühle was in dir vorgehen muß - und ich gestehe ich bewundere noch die äußerliche Fassung welche du dabei zeigst - denn ich gestehe es offen - ich würde in ähnlichem Falle zu Grund gehen - ich, die jede noch so kurze Trennung der geliebtesten Wesen, kaum zu ertragen vermag., religiöse Reflexion, Reflexion über die Töchter, wie rasch ist die holde Kinderzeit dieser lieben, lieben Mädchen mit entflohen, Jagdgäste kommen: Hatzfelds, Präsident Rother, Prinz von Wartenberg, Mutter soll kommen, sie wird wüthend wenn du jetzt auch nicht kommst, Ich habe nun so lange geschmiert daß ich nicht mehr kann, mein Mutterle.