Brief vom 30. Juni 1832

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Berlin
Datum: 30. Juni 1832
Umfang: 1 Br. 5 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 19
Signatur: NPCH.LPAC32.017

Beschreibung

Geschäfte in Berlin, Heinrichs Unentschlossenheit stört sie, lobt die Unterstützung von Präsident Rother, Heinrich: In der That wenn ich auf die fuenfzehn Jahre zurückblicke die ich nun mit ihm verbunden bin so sind die glücklichsten die brillantesten Momente für ihn diejenigen gewesen wo er seiner ihn so herzlich liebenden Frau folgte, die freilich oft auch so glücklich war den Rath der besten Mutter zu besitzen oder wohlmeynender Freunde! So war es auch mit der ersten Reise nach England - wem habe ich sie zu danken - dir - und wem hat er sie zu danken - mir - Pückler wird sich am besten der Comödie erinnern die wir hier erlebten um ihn fast zu allen Schritten zu zwingen - jetzt! Scheitert sein ganzes Projekt an einer Äußerung Wittgensteins vor Evangile - den er vorzeitig genug um Rath frug der in die Lüfte springen wollte über so eine kostspielige Reise - Rust zum Fenster herauswerfen will daß er so einen Rath geben kann, Reise Heinrich, Unterstützung des Königs, Abend mit Bettina von Arnim: Ich habe gestern einen sehr genußreichen Abend verlebt nachdem ich mit Heinrich u. H.v. Uechtritz der uns zuweilen besucht nach Charlottenburg geritten war, brachte Frau v. Arnim den Abend hier bey uns zu - sie brachte meinem Mann eine köstliche Zeichnung für deren genialisches luftiges in süße heimliche Wonne getauchtes gemüthliches Erscheinen ich keine Worte habe - aber Thränen - die aus den tiefsten inniginnersten Quellen meines Gefühls quollen das auf die wunderbarste Weise von dieser in ihrer Art anziehenden Frau angeregt ward - sie sprach viel von Göthe von dem Beginnen und Entwickeln ihrer Leidenschaft für ihn - sie schilderte dies alles so natürlich - und aus meiner Seele heraus empfunden - so anmahnend an die heiligsten verborgensten Momente unaussprechlich ganz sich hingebender Liebe - solcher Liebe wie nur wenige hinreich sie zu empfinden zu verstehen mögen - ich war ganz Ohr ganz Gefühl und konnte weiter nichts sagen aber - ich zerfloß in Thränen! - Mitten in dem todten kalten Berlin ein so hoher Genuß - recht mehr die Sprache schon das warme Süddeutsche ach! Gott weiß wie ich es liebe wie ich mich danach sehne - oft denke ich - und noch öfter wünsche ich - eine meiner Töchter dorthin zu verheirathen wo einst meine Wiege stand - nur nicht hier nur nicht in diesem herzlosen fatalen Lande - nein - durchaus nicht!, auf einem Ball bei Prinz Albert den König getroffen, sprach eine Viertelstunde mit ihm, Reisepläne für Salzbrunn und Fürstenstein, Lucie auch nur eine Gemahlin von so großen Herren, Heinrich ist heute in Glienicke bei Carlchen.