Brief 25.-28. Juni 1831 [angegeben als 25./28. Juni 1831]

Von: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
An: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
Ort: Muskau
Datum: 25.-28. Juni 1831 [angegeben als 25./28. Juni 1831]
Umfang: 1 Br. 7 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 6, Mappe 59
Signatur: NPCH.ACLP31.014

Beschreibung

Cholera in Europa, Berichte aus Königsberg und Danzig, Corden [Desinfektionsmittel?] sollen helfen, Das Bad ist noch immer sehr einsam, und steht wie eine Blume in der Wüste, ungesehn, ungekannt, ungenossen!, Aufzählung einiger Personagen, Sontags ist es ziemlich voll - aber meist obscure Gestalten, die zwischern Tenniers Bilder und heutigen liberalen Ton stehn. In Dresden sollen alle Gasthöfe ganz leer stehn. Heute erzählte jemand 3 wären in Töplitz an der Cholera gestorben, und daß alles geflohen! Es sind aber ebenso glaubwürdige Neuigkeiten als vom Tod des Kaiser Nicolas der Kaiserin Flucht, nach Berlin, dann des armen Franzerles von Oestreich, dahinscheiden; und die Abdankung unseres Königs zugunsten seines Sohnes. Neulich sollte sich einer unserer Minister todt geschossen haben. Wahrscheinlich aus Überdruß seiner Antiquitaet. Reisepläne vorerst nicht zu machen, Angst vor cholerabedingter Revolution, bedankt sich für die schönen Sachen, Episteln der Kinder, Ich bedanke mich auch für die Krebse wie Zander, womit ich morgen eine Fêtê geben will! Sende dagegen einiges Gemüse und neue Pfirsiche. Mit ersteren lache mich nur nicht aus. Vielleicht ist schon größter Ueberfluß in Carolath, dankt für das Buch, dass Heinrich ihr borgte: ich habe keines der Bilder herausgestohlen, viel Nutzen daraus gezogen, Bei dem Buch liegen deine lieben liebenswürdigen Briefe aus England, die mir eine der größen Freuden gewährten als ich sie öfter las; als ja - und wie über einen eignen kleinen Successe empfinden. Ich vertraue sie dir als ein heiliges Depot an, welches dermaleinst, wieder in deine Hände gelangt - und wünsche vom Grunde meiner Seele, daß dir die Vorsehung noch mehr ähnliche ganz unerwartete Glücksmomente bereite [...]., Lucie bedrücken schwere Sorgen, Abschied vom armen Lou fiel ihr schwer, dem dies auferlegt ist so viel Mühseeligkeit zu tragen - mit einer Natur, die dies so herabdrückt. Dazu ein trostloser Aufenthalt in jetziger Zeit in Berlin und seinen Park bei der schönsten Jahreszeit in Ruh lassen. Es ist alles hart. Doch viel viel härter was Krankheit und Krieg auferlegen könnten, Zeichen stehen auf Krieg, schickt noch Melone nach Carolath, Muschwitz, Helmine, Bianca, Agnes, Clemente, Pückler verliert nicht bei Reichwalde, aber die anderen, Reichwalde war Erbgut der Schwestern Pücklers.