Brief 19.-22. Juni 1828

Von: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
An: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
Ort: Muskau
Datum: 19.-22. Juni 1828
Umfang: 1 Br. 2 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 5, Mappe 56
Signatur: NPCH.ACLP28.011

Beschreibung

Hast du dem Hermannsbad und deiner armen Mutter Valé gesagt, denkt sie gar nicht an Musakoff?, böhmische Musik im Bad, sehnt sich nach der Gegenwart der Tochter, Stimmungslage ist ernst, sie kann aber auch Schönes empfinden und geniessen, Das Bad macht sich recht gut. Noch nie waren in dieser Jahreszeit so viele Badegäste hier: auch an Freude fehlt es eben so wenig: Allen Sontag wird von 7 an getanzt und vorige Woche war ein extra Ball., Wie ist es denn mit der Fr. Varnhagen und J. Ebers1. Von deiner liebenden Sorgfalt für die Anlage der Mutter hoffe ich daß du diesen Leutgen Pläne unterhälst. Eine Gräfin Kleist kommt her, dachte, es wäre die Mutter des Grafen York, macht sich über romantisches Ehepaar lustig, dass ihr Kind Euphemia Signora taufen ließen. Ohnezweifel trägt das Nächste den Namen Donna oder Lady, Adelheid soll Gäste finden, vor allem junges Volk, denn an ehrwürdigen Exemplaren fehlt es grade eben nicht, dankt dem Fürsten für ein Buch: daß in vielem mich äußerst lebhaft angesprochen. Und worin ich das Schöne (ohnerachtet des etwas ausgesprochen gemeinen Adelhasses) dem Schlechten weit überwiegend finde, ja oft sublim, oft in hoher Geistes Sprache und Empfindung. Adelheid soll ihr schreiben: du hast Stoff und Witz, ich darbe und bin stumpf.

1Ebers, Henriette (Jette).