Brief vom 19. August 1827

Von: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
An: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
Ort: Muskau
Datum: 19. August 1827
Umfang: 2 Br. 5 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 5, Mappe 55
Signatur: NPCH.ACLP27.009
Betreff: Nach Abschied, Pückler in London, Tod Cunnings, Seckendorf

Beschreibung

Trauer nach Abschied, Ein Grab scheint mir die Welt und ich wandle nur darin wie ein Schatten. Schlägt mein Herz noch: ich meine die Quellen des Lebens wären versiegt, und die kalte Hand des Todes hätte es berührt: da zu sein, doch nicht mehr hier her zu gehören, Quittung, Geldangelegenheiten, Äußerungen über ihren Bruder, Lou in London, Cunnings Tod, der Lou schreibt, die Sensation wäre mit nichts zu vergleichen. So ein engl. Premier ist eigentlich der Machthaber der Erde! Ungeheuer wäre diesen seine Macht und sein Einfluß. Nun liegt er kalt und unbeweglich und diese Macht ist seiner Hand entgleitet. Der Vogel der vorüberflog, als er seinen Geist aushauchte ist Millionen Mal mehr: denn warmes Blut zirkuliert in seinem Herzen und jenes seines ist - kalt. Erstarrt was sonst darin gelebt. In Deutschland sagt man [sic] vergiftet. In Engelland behaubtet man er sei ein wenig echauffiert gewesen, habe sich auf den Rasen gesetzt und etwas geschrieben. Da habe er sich den Todt geholt, die Caricatur des Herrn von Fi. macht viel Lärm - ich habe eine idisyncrasie für ihn gefasst und kehre ihm den Rücken wo ich ihm begegne, Ich fuhr heute abend aufs Bad wo ziemlich viel Menschen waren und auch getanzt wurde, Der infame Seckendorf hat wieder eine Geschichte mit der Fr. Rabenau gemacht, und Ihrer Mutter weis gemacht, sie hätte sich eines grossen Fehltritts schuldig gemacht, weil sie mit dem Wildmeister getanzt habe ein Mensch womit kein Rechtlicher nicht umginge. Ich hoffe dieser wird ihm ein paar Ohrfeigen anbieten. Was machst Du mein Kind auf deiner hohen Burg, wo der weit vor deinen Augen ausgebreitete Horizont, dir die Schauder der Naturferne recht weit umfassend entrollt, Badebetrieb in Muskau.