Erschließung des Nachlasses Pückler-Carolath-Haugwitz

Allgemeines

Bei dem Bestand handelt es sich um den Familiennachlass Pückler-Carolath-Haugwitz. Dieser wurde im Jahr 2009 als Dauerleihgabe der Familie Gorm Reventlow an die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz übergeben.

Dank einer Förderung durch den Europäischen Sozialfonds konnte in den Jahren 2012-13 die systematische archivalische Erschließung und Auswertung des Bestandes auf den Weg gebracht werden.

Ausdrückliches Ziel ist es, den Bestand für die Forschergemeinde und alle an Pückler Interessierten zugänglich zu machen. Der Briefe, Manuskripte und Lebensdokumente umfassende Bestand setzt sich aus mehreren Nachlässen bzw. Teilnachlässen des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau, der Fürstin Lucie von Pückler-Muskaus, deren Tochter Adelheid von Carolath-Beuthen, deren Mann Heinrich von Carolath-Beuthen und den Töchtern Lucie und Adelheid von Schönaich-Carolath zusammen. Ferner sind 130 Briefe von Lucies erstem Ehemann Carl Theodor zu Pappenheim sowie mehrere Briefe des Schwiegersohns Adelheids, Curt von Haugwitz, zu nennen.

Darüber hinaus finden sich Briefe von und an Lucies Vater Karl August von Hardenberg und Raritäten wie ein Briefentwurf der jungen Adelheid an den Freimaurer und Historiker Ignatius Fessler. Fessler, der Adelheids Ehemann Heinrich in dessen Jugend in Carolath und Kuttlau unterrichtete, war als Freimaurer maßgeblich an der Gründung des schlesischen Bundes der Evergeten und neben Fichte an der Reform der Großen Loge Royal York in Berlin beteiligt. Seine Memoiren gelten es bedeutendes Zeugnis der Geschichte der Freimaurerei in Deutschland. Als bedeutend erweist sich ebenfalls die Beziehung der Familie Carolath-Beuthen zum preußischen Hof Friedrich Wilhelms III. Heinrich von Carolath-Beuthen bekleidete hier das Amt eines Oberhofjägermeisters – auch weil Carolath mit seinem Jagdhaus Heinrichslust und seinem enormen Forst- und Wildbestand zu den bedeutendsten Jagden Schlesiens und Preußens zählte. Zahlreiche Briefentwürfe und Manuskripte zeugen von dieser Nähe zum Hof.

Richtlinien und Ziele der Erschließung

Zunächst wurden die zum Teil noch in Holzkisten verpackten und verschnürten Briefe geordnet, erfasst, verzeichnet und in Mappen und Kästen einsortiert. Der Bestand umfasst 11 Kästen und 117 Mappen. In klassischer Manier wurde ein Findbuch erstellt. Zudem ging die archivalische Erfassung (gefördert in den Jahren 2012-13 durch den Europäischen Sozialfonds) mit einer inhaltlichen und elektronischen Erfassung einher. Metadaten wurden in eine Datenbank eingepflegt, Transkriptionen angefertigt, Faksimiles gescannt, kurz mehrere Arbeitsschritte wurden gebündelt, traditionelle archivische und editorische Verfahrensweisen mit neuen digitalen und semantischen Erschließungs- und Editionstechniken verknüpft.

Zur archivalischen Erschließung und editionswissenschaftlichen Auswertung gesellen sich somit die Kategorien der Programmierung und informationswissenschaftlichen Aufbereitung, die bei allen digitalen Editionsprojekten an Relevanz gewinnen. Schließlich bildet ausgehend von einer Erfassung von Metadaten die Generierung der Daten und Texte in HTML oder Dokumentformaten wie TEI ein wesentliches Ziel elektronischer Texteditionen.

Bei der Präsentation der Objekte setzt das Editionsportal www.pueckler-digital.de auf Dynamik und eine kontinuierliche Erweiterung. Metadaten wie der Verfasser, der Adressat, das Entstehungsdatum, der Entstehungsort und der Umfang werden ergänzt durch eine inhaltliche Beschreibung, Grundtranskriptionen (kursiv und farbig abgesetzt) mit landschafstgestalterischem, kultur- und literaturgeschichtlichem sowie sozialgeschichtlichem Schwerpunkt und ein Digitalisat des Autographen. Die Transkription umfasst in der Regel nicht den gesamten Brief, bietet aber dennoch einen Überblick über dessen Thematik.

In der Hauptsache soll die digitale Präsentation des Bestandes Nutzern Einblick in die Inhalte der Korrespondenzen geben und helfen Zusammenhänge zu Dokumenten in anderen Archiven, sowie zu Persönlichkeiten und Ereignissen der Zeitgeschichte aufzuzeigen. Sie kann zur Vorbereitung und Begleitung einer Forschungsarbeit im Branitzer Archiv dienen. Bei der schnell voranschreitenden Technologie soll die digitale Präsentation auch in zukünftige Anwendungen einbezogen werden können.

Generierung verschiedener Anwendungen

Bei der Umsetzung geht es nicht um die Erstellung eines geschlossenen Software-Systems, sondern um eine Reihe von Anwendungen, die aktuellen Technologien entsprechen. Diese sollen auf allen aktuellen Rechnerplattformen ohne besonderen Aufwand verfügbar sein. Es soll mit Prototypen gearbeitet werden, die mit dem Feedback der Nutzer reifen. Die erfassten Metadaten sollen nachhaltig auch für künftige Anwendungen mit den schnell voranschreitenden neuen Technologien verfügbar bleiben. Eine Konsequenz dieser Anforderungen ist die Verwendung von technischen Standards für die freie Software zur Verfügung steht. Wir greifen dabei konkret auf Web-Sprachen zurück, die durch das World Wide Web Consortium standardisiert sind: HTML, XML, RDF, RDF-Schema und OWL-Light, auf die Datenbanksprache SQL und die Programmiersprache Prolog, die durch ISO/IEC standardisiert sind (als ISO/IEC 9075 bzw. ISO/IEC 13211), sowie auf das freie und weitverbreitete Textverarbeitungssystem LaTeX.

Durchführung