Brief vom 20. Februar 1847

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 20. Februar 1847
Umfang: 1 Br. 6 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 3, Mappe 34
Signatur: NPCH.LPAC47.007

Beschreibung

Wechselnde Witterung verursacht ihr Gichtschmerzen, ständische Versammlung in Breslau, sie wird nicht die ganze Zeit da sein, einige Arrangements und Bauten in den Anlagen der Villa Adelheidt sollen vorgenommen werden, Freue mich jedoch recht innig eine Aussicht zu haben, liebes Mutterle, dich wo anders zu sehen, da Carolath ganz in Ungnade gefallen scheint bey dir, und du Branitz zu horrible findest, um mich dort zu sehen - was zwar für mich kein genügender Abhaltungsgrund wäre, da Branitz zu sehen mich gar nicht verlangt - desto mehr aber die geliebte Mutter. - Für die Übersendung all der auf Villa Adelheidt bezüglichen Zeichnungen, danke ich dir tausendmal, meine gute Seele, und ward ich durch den Anblick derselben recht lebhaft in die Zeit zurück versetzt, wo du hier warst, damals, und mit so großer Liebe und Interesse dich wahrhaft aufopfertest für dieses Etablissement, und seine geschmackvolle Anlage u. Ausschmückung - auch den schrecklichen Fall, den du machtest, meine geliebte Mami, dein Leiden, Genesung, und wie du, gefolgt von Billi et compagnie dich auf dem Stuhl herumtragen ließest! - Glaube nur ja, mein Mutterle: daß wir alle, wenn wir die so schwierige u doch durch deine Umsicht und gnädiges Herbeiführen des Garteninspektor Rheders, auch Walleks u der Muskauer Arbeiter Hülfe, so wohlgelungene Anlage erfreuen, wir steets mit großer dankbarer Anerkennung, deine Tallente und liebevolle Hülfe preisen! Wenn nun freilich durch die Folgen der Überschwemmungen, weitere Ausführungen gehindert werden, so wird dies Frühjahr wieder benützt werden, um der Vollendung näher zu kommen! Mein guter Heinrich giebt mir das Material, ich werde die Arbeit bezahlen, so wird bis Johanni, der Bau der Meyerei so Gott will, vollendet werden, da nun im März oder vielmehr übermorgen der Vertrag vollzogen wird, der mein Eigenthum unwiederruflich fixiert, so wird diesen Sommer schon der Stall mit schönem Vieh bevölkert, ich habe eine tüchtige Wirthin dazu, das Vorwerk läßt vor der Hand mein geliebter Mann verwalten, aber mit Rechnungslegung und Einnahmen für mich; was mich wie die Bauten und succesiven Verschönerungen der Meyerei und Villa königlich amüsiert, und freut!, Haus der Kinder: Ich gehe nie zu den Kindern hinüber, was so oft geschieht, ohne mich ihres von uns geschaffenen Nestchens und - häußlichen Glückes zu freuen, und Gott innigst dafür zu danken. Drüben ist es so himmlisch, so hübsch, Lucie hält ihr Haus so ordentlich, so nett, man fühlt sich so behaglich bey ihr und ihrem Männchen, ich lasse mich gar zu gern von ihr verziehen, preußische Königin: Die Krankheit der Königin that mir auch für ihren sie wirklich sehr liebenden Gemahl herzlich leid - Ihren Einfluß halte ich nicht für einen wohlthuenden - höchstens in ihrer nächsten Umgebung, um seinen momentanen Ausbruch von Heftigkeit zu mäßigen -, aber in religiöser, socialer und politischer Hinsicht, halt ich ihn für sehr nachtheilig, sie ist aiguiert, aber ihre Bestimmung keinen Thronerben geben zu können, herrlicher chatholischer Glauben, nüchterner Protestantismus, leidiger Mysticismus der Königin, Frau von Buggenhagen, Herzogin von Sagan, Madame Görner, Luise Pückler, Bitte um Beaume de Chiron (Medizin), Maler Kröbke.