Brief vom 13. Juli 1846

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Kremsier
Datum: 13. Juli 1846
Umfang: 1 Br. 6 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 3, Mappe 33
Signatur: NPCH.LPAC46.015

Beschreibung

Tod Helmines, Empfindungen am Grab der Gespielin meiner unter deinem Schutz so glücklichen Kindheit, religiöse Reflexionen, Grab Helmines: Eins wünsche ich aber sehr bald ausgeführt zu sehen, und - selbst dazu beizutragen - der Friedhof wo die Hülle der guten seeligen Helmine ruht, zeichnet sich dadurch aus, daß er wie ein freundliches Blumenfeld erscheint - eine frohe, gleichsam verschiedene Gärtchen bildende Ruhestätte, mit oder ohne Monumenten, alle aber reich an frisch blühenden Sträuchern u Blumen, ihr Grab allein - freilich eines der zuletzt aufgeworfenen - entbehrt noch dieser Bekleidung - Blücher sagte mir, was ganz natürlich ist, seine Gemüthsverfassung sey noch nicht gesammelt genug gewesen, um daran zu denken - welke Kränze lagen von der Sonne gedürrt, auf dem Erdhügel ich sah dort zwey einfache kleine Einfassungen von Gußeisen oder Eisendraht mit wildem Wein u Rankengewächsen umzogen die Grabstätten umhüllten, auf der der Denkstein mit Blumen umgeben lag dies sprach mich an u ich faßte sogleich den Vorsatz, dir geliebte Mama, es zu schreiben und vorzuschlagen: ob wir nicht vereint ein ähnliches abgeschlossenes Plätzchen dort schaffen lassen wollen?, Beschreibung der Anlage von Kremsier: eine wahrhaft kaiserliche Residenz, Und wie köstlich ist der Park, welche Großartigkeit der Anlagen aus Zeiten wo diese geistlichen Herren Millionen verbauten - und der jetzige Herr that dies auch - nur umgab er die Charmillen u Bosquets wie in Schönbrunn aber viel mehr - mit einem schönen englischen Park - nie - selbst in England sah ich Blumen in solchen Massen u so geschmackvoll arrangiert! Wie freue ich mich daß er mich dringend bat der gute Fürst - dich gute Mama einzuladen mit mir einmal ihn zu besuchen es muß wirklich gesehen werden denn da ich nicht das Génie und die Feder des Verstorbenen besitze Landschaften zu beschreiben als wenn man sie sähe - so wage ich gar nicht es zu unternehmen zu schildern wie es hier prächtig ist - gestern sahen wir eine bedeckte Gallerie von der Gartenseite offen 380 Schritte lang mit Statuen collossal und über 50 Arten von den seltensten Blumen - ein Cardinal Graf Liechtenstein erbaute sie - die Ananashäuser von einem F Bischoff erbaut haben 800 Stück dies Jahr reifende Früchte! Die Glashäuser sind wie die Schönbrunner u inwendig mit Springbrunnen - über 300 Arbeiter sind täglich im Park beschäftigt der treffliche Herr verbindet überall das wohlthuende mit dem Schönen, er hat in 10 Jahren schon über eine Million verbaut aber herrliche Werke denke dir daß er bloß auf einer Herrschaft deren er viele besitzt 3-4000 Morgen Gebirgsforsten hat!!, Weiterreise nach Wien, Dank an Billichen für die saubere Abschrift deines lieben Gasteiner Liedes! Ich freue mich sehr auf die Zeit, wo der kleine Trobadour uns zu Füßen liegend es singen wird!, schickte der Mutter ein kleines Bild vom russischen Caffehaus wo der schöne arme Louis Pückler wohnte in Gastein.