Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Wildbad Gastein
Datum: 13. Juni 1845
Umfang: 1 Br. 4 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 3, Mappe 32
Signatur: NPCH.LPAC45.028
Betreff: Aufenthalt in Gastein
Über die Wohnung, die auch schon Lucie bewohnte: War mir es doch als
habe die geliebte Mutter meiner kleinen Wohnung hier eine ganz besondere
Weihe gegeben als ich in diese Räume betrat die du zwey Jahr
bewohntest, erhabenste Naturscenen, liebliche stille Thäler die
in ihren vorspringenden Tiefen so viele Schönheiten vereinen, dir
habe ich es ja zu danken daß der angebohrne Sinn für das Schöne und
Gute, nahmentlich auch in der Natur ausgebildet ward, wir liebten
sie von Kindheit an diese Alpenwelt, zitiert Gedicht Goethes An den
Mond (vertont von Schubert):
Ich besaß es doch einmal
was so koestlich ist,
daß man es zu seiner Qual,
Nimmer es vergißt! Doch möchte ich das Wort zur Qual ändern denn die
Erinnerung ist ja auch so schön!!, meine theuerste erste Freundin
auf Erden, Liebesbekundungen, Zitat von Matthison:
Sie hängt mit Bienenlippen
nur an der Gegenwart
wir ahnden Sturm und Klippen
bei frühlingsheitrer Fahrt.
herrlichste[s] Wetter, die Anwesenheit meines guten alten Vaters
freut Adelheid, mein Vater kömmt mir immer wie eine jener mächtigen
Eichen vor, in deren vielbejahrten Kronen noch junge frische Triebe
prangen - möge sie noch lange aufrechtstehen diese väterliche Eiche,
hat die Wünsche an unsere gute Hochleitnerin ausgerichtet und ein
Geschenk überreicht - einen sehr schönen Rosenkranz, wunderschöne
Täler, herrliche Beleuchtung des Berges, bewundert den hiesige[n]
Wasserfall.