Brief vom 25. August 1843

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 25. August 1843
Umfang: 1 Br. 5 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 3, Mappe 30
Signatur: NPCH.LPAC43.017

Beschreibung

Besuch bei der Herzogin von Talleyrand in Günthersdorf, Sie hat so eine bezaubernde Art mit Herzlichkeit ohne Übertreibung einem zu begegnen und jene Seiten des Gemüths wohlthuend zu berühren die demselben die nächsten sind - so sprach sie mir auch mit wahrer Begeisterung von dir, von Muskau, vom Fürsten, bey Tisch kam die Rede auf F. Lichnofsky wo mir die Herzogin sagte er habe sie auf einige Stunden besucht und als Vorwand dazu genommen ihr persönlich sein Buch über Portugall zu bringen. Sie sagte was wahr ist man könne ihn eben so wenig viel Geist und daß er interessant sey absprechen, als daß er zu viel spräche, Ich war früher nie in Günthersdorff u hatte keine Ahnung daß es so hübsch sey die Gegend nicht, aber durch sehr geschickte Benutzung schöner Baumparthien und in der nächsten Umgebung einer Masse von Blumen ist es sehr freundlich geworden und für mich diese Nachbarschaft da sie öfters jetzt da wohnen will, sehr angenehm. Sie kam mit einem Theil ihrer Gesellschaft also vorgestern zu uns, es war das schönste Wetter so daß ich ordentlich mit meinem Carolath coquettieren konnte. Sie waren alle sehr entzückt davon. [...] Mein Diné war recht gut die Conversation heiter und allgemein, der Caffeh war unter der schönen Orangerie getrunken und danach fuhren wir in meine allerliebste Cottäge wo ich der Herzogin sagte c'est ma chere maman qui a brodie ces deseins. Natürlich ward dein Geschmack das wundervolle Muskau aufs Neue gepriesen wir sprachen auch viel von meinem seeligen Engel der sie zuerst dahin geführt hatte! Abends fuhren wir den großen Weg über die Wiesenhaine u über die Dämme die so schön reich belaubt dies Jahr sind, und die Herzogin schien wirklich sehr zufrieden und war wahrhaft freundschaftlich gegen mich, Dem Fürsten sagen wir viel herzliches wird er nicht auch zu den Manövern nach Berlin gehen? - wir gedenken übermorgen unsere Reise dahin anzutreten den schrecklichen Tag weder hier noch mit den Kinder verlebend!