Brief vom 28. März 1841

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Breslau
Datum: 28. März 1841
Umfang: 1 Br. 4 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 3, Mappe 28
Signatur: NPCH.LPAC41.010

Beschreibung

Breslau: das Haus in dem wir weilen ist das ehemalig Hohenlosche späther vom General Ziethen bewohnt es ist eines der größten Häuser hier und hat den Vorzug hoher großer Zimmer mit hellen Fenstern guten Oefen leicht zu ersteigenden Treppen u vielen Ausgängen von einem Zimmer in die anderen pp wir wohnen allein darin man kann in das Haus hineinfahren u auch der Raum für das Dienstpersonal ist hinreichend, die Belle étage in der wir wohnen besteht nächst der antichambre aus 4 Säalen u einem Balkon selbst die einzige Stube in der ich wohne schlafe mich anziehe pp ist groeßer wie dein Tanzsaal in Berlin gegenüber von einer der ältesten Kirchen deren Thurmuhr so laut anschlägt, daß ich jedes Mal zusammenfahre u in gegenwärtiger frommer Zeit da den ganzen Tag beinahe wie in Köln, alle Glocken hier läuten so ist dies und der Laerm auf der Straße etwas stöhrend, Fastenzeit in Breslau: die Chatholischen haben nun zu strenge Fasten so kurz vor Ostern einige sind deshalb schon auf's Land zurück, Blüchers in Breslau: Helmine sieht sehr gut aus u scheint recht vergnügt zu seyn - ihr Mann klagt sehr und ist oft leidend wie auch Luciechen die ich gewachsen und schlanker finde was ihr sehr gut läßt, wir werden heute abend bei Ihnen Thee trinken - ich hoffe für ihre Zukunft etwas gewirkt zu haben - da nehmlich die Brandenburg viel mit mir über Helmines frühere große Schönheit u jene brillante Zeit wo der seel. König ihr huldigte mit mir sprach und recht theilnehmend äußerte sie habe doch auch viel dadurch verloren für ihre Lage! Griff ich dies auf um ihr zu sagen sie könne da recht leicht ein sehr gutes Werk stiften wenn gelegentlich dem jetzigen König sagte daß Helmine ein jährliches Geschenk was gewöhnlich sein hochseeliger Vater ihr gab u was doch eine große Hülfe zu dem was du u ich für sie thäten gewesen wäre - nun eingebüßt habe und wie schön es wäre wenn sie da gar nichts darüber bestimmt gewesen sey - noch jetzt zuweilen fortbekäme! - ich fand die G B ganz gut geneigt dies zu sagen und werde noch Einmal sie daran erinnern ehe ich von hier abreise, Pläne für den Sommer, Reisen nach Sanssouci, dann nach Gastein, Besuch des Königs in Schlesien.