Brief vom 15. Juli 1831

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 15. Juli 1831
Umfang: 1 Br. 1 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 2, Mappe 18
Signatur: NPCH.LPAC31.015

Beschreibung

Reise nach Muskau mit den Kindern, die fämily caravane wird am 20. Juli eintreffen, geschäftliche Angelegenheiten, Rechnungssache, landwirtschaftliche Angelegenheiten, Fürst will einen Überblick über den wahren Stand der Dinge erhalten, neuer Amtmann soll helfen, dass er sich nicht mehr abquälen muss, hofft, dass sie noch die Früchte ihres Fleißes und ihrer Opfer sehen werden, Muschwitz, hat Angst vor einer Allianz Preußens mit Russland gegen die gebildeten Nationen, jeder gute Deutsche, Diener des Königs muss ähnlich empfinden, absichtliche Blindheit, Haß der Wahrheit, Schwäche, und halbe Maaßregeln, sind schon Fehler, welche Napoleon Preußen vorwirft und welche nun so überhand nehmen, daß diese Macht, die sich nur künstlich wie auf einer Balancierstange erhielt, seit Friedrichs Geist ihn nicht mehr das Equilibre [Gleichgewicht] gab - mürbe zusammen brechen muß - während es heute vor einem Jahr, wieder einmal den einzigen Zeitpunkt verpasste, sich an die Spitze öffentlicher Meynung stellend, konnte es sich für immer befestigen, indem es sich noch um alle die kleinen Staaten vergrößern konnte, die damals so gerne, sich angeschlossen hätten - So wie es gegenwärtig aber ist, kann es nicht bleiben! In allen Ständen, gerechte Unzufriedenheit, selbst in den Armen, die das Land aussaugend zu Boden drückt - ich glaubte immer noch, die Persönlichkeit des Königs, würde bey seinen Lebzeiten die Maschine in Gang halten - doch die Zeit schreitet mit Riesenschritten vor - und schneller reift, was sonst Jahrhunderte dazu brauchte - doch wie lächerlich komme ich mir vor, meine Mutterle, daß ich meinen Brief mit politischen Ansichten anfülle, Bibelzitat, Freude auf Muskau: Alles was nach Muskau mitdarf, jubelt, bringt Bücher, Quittungen und Geld mit.