Brief 25. Juli - 6. August 1822 [angegeben als 25.-26. Juli - 6. August 1822]

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Carolath
Datum: 25. Juli - 6. August 1822 [angegeben als 25.-26. Juli - 6. August 1822]
Umfang: 1 Br. 9 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 1, Mappe 10
Signatur: NPCH.LPAC22.024

Beschreibung

War leidend, schneller Pulsschlag, Arzt befürchtete Leberentzündung, fragt, ob dein Vater und die Berliner Gäste eingetroffen sind, Hitze, furchtbare Gewitter, Die Nacht macht alles noch schauerlicher und dabey die kühle Luft, die sich nicht abkühlt, Ich fürchte mich gar nicht für die Gewitter, es ist ein so majestätischer Anblick, allein die nahe Gefahr bekümmert mich, denn es schien beinahe uvermeidlich daß es nicht hier oder auf eine der anderen Besitzungen meines Mannes einschlug, Erhabenheit, Allmacht der Natur und Gottes, ein Gott der sich für Adelheid in der Natur ausdrückt: Was ist der Mensch gegen jene Erhabenheit, wie klein, wie nichtig [nach dem Gewitter], Wie kurz ist selbst das längste Menschenleben und doch wie viel begreift es in sich! Wir quälen uns oft so unnütz mit Sorgen für eine Zukunft, die wir nicht erreichen und endlich heißt es doch: Er gräbt und schaufelt so lang er lebt, bis er endlich selber sein Grab sich gräbt! - Und dann - es bleibt doch immer ein schauerlicher Gedanke der Tod, der Übertritt in jenes dunkle Reich aus welchem man nimmer wiederkehrte, besonders unangenehm ist die Idee eine Speise für die Würmer werden zu müssen, ich finde das die Althen sehr wohlthaten die Reste ihrer Lieben verbrennen und die Asche in Urnen fassend sie stets in ihrer Nähe habend, selbst die Hülle der ihnen einst theuren Seele ehrend, ohne das Andenken an dieselben durch herzzerreißende Vorstellungen durch die Furcht für das Lebendigbegraben oder die gänzliche Zerstöhrung der geliebten Züge, sich zu verbittern - die christliche Religion allein giebt uns den Muth auf Geistesflügeln uns über so schaudervolle Bilder zu erheben und von der süßen Hoffnung des Wiedersehens jenseits des Grabes gestärkt wird der Glaube daß die Liebe unvergänglich ist., Ja in einem kindlichen Gemüth liegt das Himmelreich, und wen dies nur nicht verläßt, wer mit Kindersinn das Gute aufnimmt und das Börse zu vergeßen im Stande ist, er! Der ist auch selbst auf dieser unvollkommenen Erde schon sehr glücklich! Und besitzt einen Schatz den viele nicht zu schätzen wissen. - und diesen Schatz erhalte ich mir wenn auch jener kindliche Frohsinn nie wieder herzustellen ist der mich ehemals beseelte so trat nun eine stille Heiterkeit an dessen Stelle die mir die Feindseeligkeit der Menschen zwar verbitterte, aber nie zu trüben vermag, so lange mein Heinrich mich liebt wie ich ihn liebe und mir deine mütterliche Freundschaft gewiß bleibt., Helmine behandelt sie mit Gleichgültigkeit, traurig darüber, Ziel: meinem Haus einen soliden Glanz schaffen, nur an das gute herrliche wollen wir uns halten, Stöhr und Aprikosen nach Muskau geschickt, nennt sich alte Wabeltrine weil sie immer so viel schreibt, Die Jägerkuppel werde ich mit nächster Gelegenheit zurückschicken. Mein Mann bittet indeß um die Zeichnung derer wie sie dein Gemhö von jetzt an geben wird - oder bleibt es dieselbe mit dem Unterschied eines Fürstenhuths anstelle der Grafenkrone?