Brief vom 19. März 1822 [angegeben als 19. März]

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: ohne Ort
Datum: 19. März 1822 [angegeben als 19. März]
Umfang: 1 Br. 2 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 1, Mappe 10
Signatur: NPCH.LPAC22.008

Beschreibung

Schwangerschaft, Vorbereitungen für das Kind, Kinderzeug noch nicht komplett, glaubt, dass sie in der Hälfte September niederkomm[t], Geburtshelfer und Arzt consultiert, Geburt heiliges Werk, Gegenwart Lucies wird ihr Mut einflößen, sie soll kommen: dein Gemahl hat dir Urlaub gegeben, Blick bis ins Riesengebirge: Wenn das Wetter klar seyn wird, so glaube ich gewiß daß der majestätische Anblick des Riesengebirges dich überraschen wird, und einen erhabenen Eindruck auf dein für die Schönheiten der Natur so empfängliches Gemüth machen muß, ich war entzückt als jene großen Berge wie kleine Hügel unter mir lagen und mein Auge herumschreifte viele Meilen weit die herrlichsten Fluren Städte und Dörfer überblickend, wie eine Landkarte lag mir der blühendste Theil Schlesiens und auf der anderen Seite Böhmen ausgebreitet da - ich erstaunte und erst als wir herabgetragen wurden sammelte ich mich wieder und fand Worte um die wunderbaren Gefühle die mich dort oben beseelten einigermaßen auszudrücken. Es ist doch eine ganz eigentühmliche Empfindung die übrige Welt alles was uns sonst so groß vorkömmt klein und ineinander verschmolzen zu sehen, die Quellen jener Flüsse die wir als große schiffbare Ströme bewunderten netzten dort unsere Fußspitzen - im glühenden Sommer bedeckt Schnee die Gipfel jener Berge und man wandelt in den Wolken!! will auch mit der Mutter nochmals dahin reisen und die Naturschönheiten bewundern, Helmine hat Neigung zu Sylvius gefasst, soll sich zerstreuen, Helmine die reellste Freundin auf der Welt, freut sich auf Wiedersehen mit der Mutter, Reise nach Seppau zu Schlabrendorff.