Brief vom 30. März 1846

Von: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
An: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
Ort: Branitz
Datum: 30. März 1846
Umfang: 1 Br. 4 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 7, Mappe 74
Signatur: NPCH.ACLP46.003

Beschreibung

Wohl hast du recht daß ich hier einsam bin; und viel lieber mögte ich mit dir und den deinigen im trauten Kreise weilen, zahllose und wichtige Geschäfte nehmen sie in Anspruch, das was im vergangenen Sommer in Kisten und Kasten aufgehäuft wurde mit einem Wort, das Mobiliar von halb Muskau nebst allen was drum und dran ist - verlangt nun eine systematische Ordnung, Aufbewahrung und Inventur. Sorge um meine arme arme Helmine, der ich mich verpflichtet eine 2te Mutter zu bleiben, Nachher - meine Mische, komme ich zu dir, in deiner Liebe und Pflege hoffe ich mich dann zu erholen: und wohl werde ich Trost und Stärkung bedürfen. Mit derselben Thätigkeit und dem Eifer, als im vorigen Jahre will ich auch da wieder mein ganzes Interesse der Vollendung der Villa Adelheidt: was die Umgebung derselben angeht: widmen doch für den Moment, kann ich ohnmöglich den Gärtner Wallek und die Muskauer Arbeiter missen. Ich hoffe auch, daß solche bereits, nach dem Befehl, den sie erhielten, fort sind. Wie sichs später dann mit den getheilten Gärtner gestalten soll: wollen wir nachher ausmachen, den Blumenbrunnen hat ja dein Bau Insp. abgezeichnet. Ich trenne mich ungern von dieser Original Zeichnung: ersuche dich, solche gleich in Copie abnehmen zu lassen, wenn sie gebraucht wird; und erwarte bestimmt, daß du mir jene Org. Zeichnung unverzüglich wieder zusendest. Das Thor ist eine schwere Aufgabe! Meine Idee zwar ist da, aber der Künstler, solche als Model für den Tischler aufs Papier zu bringen, fehlt mir. Ich schicke mit dem Brunnen, die flüchtige Skize meines Entwurfes und schlage vor: sowohl die Planung des Brunnen als die Anfertigung des Thores bis zu meiner Ankunft auf sich beruhen zu lassen, was nicht heißt daß der Bl. Brunnen später angefertigt würde: nein, an sich fix und fertig, aber noch nicht aufgestellt wäre., Vergesse deine unglückliche Pflegeschwester nicht. Die wahre Religiositaet ist ja Trost zu bringen dem Leidenden. Ich weiß dein Herz besitzt jene Frömmigkeit auch!, Bitte um eine Parthie junge Eichen.